Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt.

Laotse

Raum gewinnen

Der deutsche Philosoph Immanuel Kant machte aus dem täglichen Spaziergang ein Ritual. Ebenso Aristoteles, der viele seiner Gedanken beim Gehen in einer Wandelhalle namens Peripatos entwickelte. Auch Friedrich Nietzsche war täglich zu Fuß unterwegs – um seine frei fließenden Gedanken während des Gehens aufzunotieren und abends am Schreibtisch auszuarbeiten.

Vom italienischen Verb spaziare abgeleitet bedeutet es im ursprünglichen Wortsinn „Raum gewinnen, sich ausdehnen“. Und so drückt das „Spazierengehen“ ein neues Bewusstsein aus. Es geht dabei in erster Linie darum, sich an der frischen Luft sanft zu bewegen und dem Bewusstsein durch Öffnen der Sinne – Hören, Sehen, Riechen, Fühlen und Reflektieren – neue Räume zu erschließen. Kannst Du Dir in unserer schnelllebigen Zeit vorstellen, wie gemütliches Spazierengehen so herrlich entschleunigt, was wiederum gut für die Aufnahmefähigkeit ist?

Die Bedeutung des Wortes Gehen“ kommt ursprünglich aus der indogermanischen Wurzel „ghe“, was „klaffen“ bzw. „leer sein“ heisst. Wenn Du „gehst“, gehst Du also in erster Linie weg und hinterlässt an dem Ort, den Du verlässt, eine Lücke.

Wie wäre es, wenn Du in einem Thema feststeckst, einfach aufzustehen, Dich zu bewegen, um Dich auch mental zu befreien?

Schritt für Schritt – Gehen ist ganz einfach! . . . 

. . . sagt der französische Philosoph Frédéric Gros. Einen Fuß vor den anderen. Es genügt, den ersten Schritt zu tun. 
Der moderne Mensch leidet zunehmend an sogenannten „Zivilisationskrankheiten“, die nicht zuletzt aus Bewegungsmangel resultieren. Es wundert also wenig, dass der Zusammenhang zwischen körperlicher Bewegung und unserem Gehirn seit einigen Jahren auch die Neurowissenschaftler beschäftigt. Regelmäßiges Gehen mindert z. B. das Risiko, an Alzheimer zu erkranken.

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